Es wird immer wieder beschrieben und erhofft, das „magische Wenn“, der Moment, an dem alles passt, an dem sich eines aus dem anderen ergibt, bei dem aus dem „Vor-sich-hin-improvisieren“ vieler Einzelner ein gemeinsames Werk wird. Unmittelbar selbst zu erleben, was es bedeuten könnte, dass das Einzelne mehr als die Summe seiner Teile sei, dass eine Gruppe ein „Überorganismus“ sein kann, ist ein unvergessliches Erlebnis. Dabei analysieren zu wollen, woran genau es gelegen haben könnte, dass es sich gerade hier entwickelt hat, ist schwer. Doch einige Momente lassen sich festhalten:
Eine Gruppe, die sich in dieser Konstellation und zu diesem Projekt noch nie zusammen gefunden hatte, bestehend aus vielen neugierigen und aufgeschlossenen jungen Menschen. Ein Referent, der in der Zusammenarbeit mit dieser Gruppe eine interessante Herausforderung für sich sah, ein Thema, welches Spiel, Witz, Gestaltung, Psychodramatische und Gruppendynamische Erkenntnis ermöglicht und ständig mit einander in Beziehung setzt und schließlich die gekonnte und „unauffällige“ Moderation des Geschehens durch den Referenten, dem seine eigene Neugier an dem, was in diesem Prozess zu entstehen anfing, wichtiger war, als häufiges korrigierendes Insistieren. So war es auch das Gegenseitige Vertrauen, das im gemeinsamen Tun etwas sinnvolles Ganzes entstehen würde ohne es zuvor festgelegt zu haben, womit sich Kreativität erst richtig entfalten konnte.
Auf den einzelnen eingehen zu können, Wahrnehmungen und Überlegungen zu spiegeln, die in der Alltagskommunikation ausgeblendet werden, ohne bloßstellend oder verletzend zu wirken, war eine der großen Stärken des Referenten. Entfalten konnte sich diese in einer Gruppe mit hoher Integrationskraft, die es möglich machte, klassische Aussenseiterkonstellationen durch spontanes verbindendes Agieren zu vermeiden. Auch das Ungleichgewicht der Geschlechter, bei solchen Angeboten fast selbstverständlich, ermöglichte den in der Minderheit befindlichen Jungen, zu beginn scheu, mit einzelnen, Effekt haschenden Posen auftretend, beim ersten freien Tanzen auf erstaunlich harmonische Weise ganz in die Gemeinschaft hinein zu finden.
Wenn wir den Entwicklungspsychologen glauben, dass Lernen ein lustbetonter Vorgang sein muss, soll er erfolgreich sein, dann hat dieser Workshop seine Intention nicht verfehlt – besonders, wenn wir Lernen auf die o.g. Aspekte hin betrachten wollen.
Das Typenmodell der »Sieben Kellerkinder®« (J. Galli) gliedert das Energiebündel Mensch in sieben emotionale Grundkräfte, die in unterschiedlichen Intensitäts- und Kombinationsmöglichkeiten zum Handeln drängen bzw. ins Spiel kommen wollen. Es handelt sich um jene »ungezogenen« Persönlichkeitsanteile, die meist schon in der Kindheit in den inneren Keller geschimpft wurden: »Du bist so faul, dass es zum Himmel stinkt!« – »Sitz jetzt endlich einmal still!« – »Du sollst nicht fluchen, verdammt noch mal!« Und so weiter und so fort …
Referent
Harald Trede, München
- Schul- und Theaterpädagoge
- Mitbegründer des Galli Theaters Freiburg
- Körpersprache- und Kommunikationstrainer
- Coaching nach der Galli-Methode
- Kulturmanagement / Kulturpädagoge