Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt die YMCH im Wesentlichen durch die regelmäßig stattfindenden Musicalprojekte und -aufführungen. Bei den Aufführungen wirkt, für kurze Zeit sichtbar, ein Netzwerk aus Strukturen und Einzelpersonen zusammen und stellt sich dem Publikum vor. Was jenseits des Bühnengeschehens passiert, bleibt den Meisten verborgen.
Im Verständnis der YMCH bildet aber genau das den Grundstein für erfolgreiches und sinnvolles Arbeiten, wobei der Sinn nicht in den Aufführungen allein gesehen werden muß, sondern in dem Prozeß, an dessen Ende sie steht. Dieser Prozeß kann unter verschiedenen Blickwinkeln gewinnbringend betrachtet werden, z.B. unter dem der offenen Jugendarbeit, der künstlerischen Ausbildung von Jugendlichen – hauptsächlich im musisch- künstlerischen Bereich, der Gemeinwesenarbeit mit sämtlichen integrativen und Identifikation stiftenden Aspekten.
Dabei ergänzt diese projektbezogene Arbeit die schulische Bildung, indem sie die Person in anderer Weise fordert und anregt, bei der aber immer Kopf, Herz und Hand angesprochen sind. In diesem Sinne hat die YMCH ihr Angebot erweitert und öffnet nahezu die gesamte Breite der Tätigkeitsfelder ihres Netzwerkes für interessierte und engagierte Mitstreiter. Damit bleibt das Betätigungsfeld nicht auf die darstellenden Bereiche auf der Bühne begrenzt, sondern auch Regie, Choreographie, Bühnenbau, Licht- und Tontechnik, Mediengestaltung, Organisation, Chor und Kostüme werden in Teams motivierter Laien aufgegliedert, die von professionellen Kräften nach Bedarf angeregt, unterstützt und begleitet werden. Neben dem Spaß, den dieses Arbeiten macht, werden nahezu unbemerkt Schlüsselqualifikationen erworben, die auch in anderen Lebens- und Tätigkeitsfeldern unerläßlich sind.
Singen bis der Arzt kommt!
Die Begeisterung und das Engagement, welches die Mitwirkenden auf der Bühne beweisen, ist immer aufs Neue erstaunlich, faszinierend und mitreißend.
Allein die Fähigkeit zur sachbezogenen und effektiven Zusammenarbeit im Team ist ein Thema, das im Zuge der Ausbildungs- und Bildungsdebatte vermehrt gefordert wird. Dabei geschieht Lernen in diesem Sinne bei der Auseinandersetzung mit den gegebenen Inhalten. Es ereignet sich organisch – wie von selbst – weil die Notwendigkeiten des Projektes es einfordern, muß nicht initiiert werden. Es ist die Gemeinschaft, die gemeinsame, zielgerichtete Willens- und Kraftanstrengung, die ein Verhalten fordert und fördert, mit dem Teamarbeit gelingt. Dabei entfaltet sich soziales Lernen durch die Einsicht der Handelnden selbst und wird nicht von einer Lehrperson suggeriert. Die Beteiligung an jeder Form einer sozialen Gruppe, insbesondere aber bei der YMCH, wo soziale und funktionale Gruppe nicht zu trennen sind, fördert die Persönlichkeitsbildung – ein Begriff, der immer wieder diskutiert wird, auf der Suche nach dem verantwortlich handelnden mündigen Staatsbürger. Menschen die sich aktiv beteiligen sind Essenz eines funktionierenden Gemeinwesens und nicht nur in den letzten Jahren scheint deutlich zu werden, daß der Einsatz für Ziele zurückgeht, die außerhalb des unmittelbar Eigenen zu liegen scheinen. Zu erkennen, daß das Eigene nur in einem intakten Gemeinen realisiert werden kann, ist Grundüberzeugung des Agenda21-Gedankens, dem sich die YMCH in diesem Sinne verpflichtet fühlt.
Neues schaffen, Barrieren überwinden, Lösungen erforschen kann nur, wer den gewohnten Bereich verläßt, andere Ansatzpunkte sucht, erprobt und findet. Eine der größten Gaben des Menschen ist neben dem Handeln das »Probehandeln«, das Ausdenken von Regeln und Situationen, die für späteres Handeln leitend werden können. Mit einem Wort: Das Spiel. Spielen, die eigene Kreativität zu nutzen und zu entfalten schien dem Protagonisten der »Ästhetischen Bildung« Friedrich Schiller als das Ur-Menschliche: »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt«. Wir bieten Spielräume!