Köln

YMCH on Tour

Queens-Musical in Köln (www.queen-musical.de)

»Köln im Zelt« – oder: vom Tipi in den Musicaldom

Während des Projektes selbst, bei der Einstudierung eines Musicals, sind die Augen fest auf die gemeinsame Arbeit und auf die Auffüh-rungen am Schluß gerichtet alles Handeln konzentriert sich auf die Verwirklichung von so vielem, was bislang nur Idee bleiben musste, weil Kostüme und Bühnenbild, weil Band und Technik noch nicht erreichbar waren. Wenn dann Eines ins Andere greift, die Bühne im bunten Lichterglanz erstrahlt, wenn der Sound von Gesang und Band den Raum erfüllen, dann ist ein Höhepunkt für jeden Mitwirkenden erreicht, der kaum zu übertreffen ist – und der Enthusiasmus des Publikums bestätigt den eigenen guten Eindruck.

Nachdem sich der Vorhang ein letztes Mal geschlossen hat, wenn die Anstrengung der vergangenen Wochen weichen und Raum für Anderes entsteht, dann ist es ein guter Augenblick, aus der Distanz zurückzu-schauen und das Erlebte zu überdenken und neue Impuls zu sammeln. Zu diesen gehört bei der YMCH vor allem der Besuch anderer Musicals, wie dieses Jahr in Köln.


Impressionen von der Musical-Fahrt zu »We Will Rock You«

Als der Reisebus vor den großen weißen Idianerzelten des Smokey-Digger-Camp's angehalten hatte, war der heftige Regen des Tages einen milden sonnigen Abendlicht gewichen und so begannen die Vorbereitungen für das gemeinsame Grillen. Die Mailuft hatte sich zwar merklich abgekühlt, doch trug die Romantik des Lagerlebens das ihre dazu bei, eine gute Stimmung zu verbreiten. Den leckeren Düften folgend, die nun um die Zelte zogen, fanden sich alle zum Essen zusammen und gestalteten den Abend gemeinsam.

Am nächsten Tag dann war neben der Besichtigung Kölns der Musical-Besuch das wichtigste: Vom Dom, der die Stadt zu be-herrschen scheint, zu dem Dome, der bombastischen Musical, waren es nur wenige Schritte, die wir mit Spannung zurücklegten. Dann folgten 3 Stunden atemberaubenden und ohrenbetäubenden Getöses – alles, was ein Musicaltheater aufbringen kann, wurde genutzt, um das Musical der unvergessenen Queen-Hits auf der Bühne lebendig werden zu lassen.

 

Wie sehr die Show die weitgereisten Musical-Akteure aus dem Hoch-schwarzwald begeisterte, war ihnen anzusehen. Die Vielzahl der Lam-pen, die die Bühne gleichwohl in grelles Farblicht oder in düstere Dämmerung tauchen konnte, eine Band, die virtuos und mit Volldampf einen Hit nach dem anderen intonierte und Sänger, die aus beinahe akrobatischem Tanz heraus ihr Solo sangen, als sei ihr Puls so gleichmäßig und ruhig, wie nach der Mittagspause. Es war rundum beeindruckend: „Wow, das ist alles ganz anders, als bei uns ...“

Das spontane Erlebnis ist immer das Wichtigste, besonders bei Aufführungen und es ist durch keine Technik wirklich übertragbar – auch das ist deutlich geworden, denn: Die Songs kannten wir alle, hatten sie schon fruher und auf der Anreise gehört, das Liveerlebnis aber, ist mit nichts vergleichbar – in Köln nicht und auch nicht in Hinterzarten.

Nachdenklich geworden, zogen die Gedanken dann weitere Kreise: Wenn auch eine Aufführung einer professionellen Bühne und eines Laientheaters gänzlich verschieden sind, so war es faszinierend zu sehen, dass hier wie dort in weiten Teilen dieselbe Technik zum Einsatz kommt. Natürlich nur drei, statt vielleicht 60 Moving-Lights oder ... oder ... Dass aber im Kleinen ansatzweise ähnliche Effekte erzielt werden können wie im Großen, auch das gehört zu dem Beeindruckendem.

Hier hingegen kann das Musiktheater auch mit Laien ganz andere Dimensionen erreichen, in dem es auch feinsinnige und hintergründige Themen unterhaltsam und kurzweilig anbieten kann.

Und noch eines: Die Story des Musicals war – wie so häufig – amüsant, aber kaum tief-schürfend und lebt vor allem durch eine gewaltige Anein-anderreihung von Gags, die über die semantische Leere hinweg-täuschen.

Am Ende bleibt die Faszination für die Perfektion in Köln, für den Megaevent, den wir so gerne genossen haben, und die Freude, dass auch wir es „geschafft“ haben – ganz anders, aber auch klasse.